Vom 10. – 28. März 2025 präsentiert die Kassenärztliche Vereinigung Saarland die Wanderausstellung „Systemerkrankung. Arzt und Patient im Nationalsozialismus“.
Sie bildet den Abschluss eines von der Vertreterversammlung der KBV initiierten Forschungsprojekts zur Geschichte ihrer Vorgängerorganisation, der Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands (KVD). Die KVD war im Dritten Reich an der Entrechtung und Vertreibung jüdischer sowie oppositioneller Kassenärzte beteiligt.
Im Jahr 2018 hatte die Vertreterversammlung der KBV das ZfA an der Technischen Universität Berlin mit der Erforschung der KVD-Geschichte beauftragt. Den Wissenschaftlern stand dafür das umfangreiche Kölner Archiv der KBV zur Verfügung. Mit der Wanderausstellung präsentiert das ZfA die Ergebnisse seiner mehrjährigen Arbeit für das Projekt „KBV übernimmt Verantwortung“ der breiten Öffentlichkeit.
Allen Interessierten steht die Ausstellung im Saarland vom 10. – 28. März 2025 zur Besichtigung offen (montags bis donnerstags von 09.00 – 17.00 Uhr, freitags von 09.00 – 12.00 Uhr).
Das größtenteils unveröffentlichte Quellenmaterial wurde für die Ausstellung multimedial aufbereitet: mit Texten, Dokumenten, Fotos sowie Ton- und Video-Material. Nach dem zweimonatigen Auftakt in Berlin wird die Ausstellung 2025 und 2026 nach und nach deutschlandweit bei den Kassenärztlichen Vereinigungen zu sehen sein.
Zum Hintergrund: Ärzte nahmen im Dritten Reich eine Schlüsselfunktion ein. Im Namen der sogenannten Rassenhygiene waren sie mitverantwortlich dafür, Menschen in „wertes“ und „unwertes“ Leben einzuteilen – und damit in den sicheren Tod zu schicken.
Für Zwangsterilisationen und Krankenmorde zeichneten sie sich ebenso verantwortlich wie für Humanexperimente in Konzentrationslagern. Ärztliche Standesorganisationen wie die KVD schalteten sich kurz nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten gleich. Jüdische Ärzte wurden verdrängt, vertrieben oder zunächst zu „Krankenbehandlern“ degradiert, sodass sie ausschließlich jüdische Patienten versorgen durften. Voraussetzung für zahlreiche NS-Medizinverbrechen war außerdem die Einschränkung der ärztlichen Schweigepflicht, die gebrochen werden durfte, wenn das „gesunde Volksempfinden“ ihr entgegenstand.
Auf einen Blick:
„Systemerkrankung. Arzt und Patient im Nationalsozialismus“
Wanderausstellung über Ärzte und Patienten im Dritten Reich
Öffentlich zugänglich: 10. – 28. März 2025 (kostenlos)
Besuchbar von Montag – Donnerstag von 09.00 – 17.00 Uhr und Freitag von 09.00 – 12.00 Uhr
Adresse: Kassenärztliche Vereinigung Saarland – Europaallee 7 – 9 , 66113 Saarbrücken
Kurator: Dr. Ulrich Prehn, TU Berlin
Wissenschaftliche Begleitung: Dr. Ulrich Prehn & Sjoma Liederwald, TU Berlin/Zentrum für Antisemitismusforschung
Weiterführende Links:
Projektseite beim Zentrum für Antisemitismusforschung: https://www.tu.berlin/asf/forschung/forschungsprojekte/kbv
Themenseite: KBV unterstützt Aufarbeitung der NS-Zeit:
https://www.kbv.de/html/37666.php