Medizinischen Nachwuchs zu fördern und zu informieren, ist Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigungen. Das alleine schafft aber keine Ärztinnen und Ärzte aufs Land. Denn viele Faktoren, die für eine medizinische Versorgung vor Ort nötig sind, kann die Kassenärztliche Vereinigung selbst nicht beeinflussen. Hier ist auch die Unterstützung und die Mithilfe von Städten und Gemeinden wichtig. Deshalb ist es der KV Saarland so wichtig, eng mit Kommunen zusammenzuarbeiten und einen Austausch anzubieten.
Wadern lebt kommunale Daseinsfürsorge!
Einer, der selbst die Initiative ergriffen hat und die Entwicklung von Zukunftsmodellen vorantreibt, ist Jochen Kuttler, Bürgermeister der Stadt Wadern. Er hat das Thema ärztliche Versorgung ganz oben auf seiner Agenda angesiedelt.
Warum hat das Thema ärztliche Versorgung vor Ort für Sie einen hohen Stellenwert?
Bürgermeister Kuttler: Im Rathaus sind wir die erste Anlaufstelle für unsere Bürgerinnen und Bürger. Also betrifft es uns, wenn uns die „Ärzte abhandenkommen“, sei es durch die Altersstruktur oder zum Beispiel die Feminisierung der Studiengänge und damit verbunden dem Thema Work-Life-Balance und Teilzeittätigkeit. Umgekehrt müssen Sie als Stadt attraktiv sein, wenn sie Ärzte bekommen wollen. Dazu
gehört auch die Infrastruktur vor Ort. Das heißt, die Ansiedlung von Apotheken, Physiotherapeuten und weiterer Gesundheitsberufe. In Wadern hat sich aus verschiedenen Projekten ein Rat entwickelt, der sich mit ambulanter und teilstationärer Versorgung beschäftigt, zukunftsweisende Konzepte zu entwickeln.
Wie sehen Ihre Vorstellungen konkret aus?
Bürgermeister Kuttler: Fachärztliche und hausärztliche, aber auch stationäre und ambulante Versorgung kann man nach meinem Ermessen nicht strikt trennen. Mein Ziel vor Ort ist es, medizinische Dienstleitungen anzubieten, die es den Leuten ersparen, weiter weg in die Krankenhäuser gehen zu müssen. Das ist für mich niedrigschwellige Versorgung. Wir müssen hier eine Versorgung aufstellen, die haus- und fachärztliche Versorgung miteinander vernetzt, dabei auch stationäre Strukturen berücksichtigt, ohne gleichzeitig die Strukturen eines Großkrankenhauses zu benötigen.
Warum ist der Austausch mit der KV wichtig?
Bürgermeister Kuttler: Ich sehe die KV als wichtige spannende Partnerin, deren Wissen wir uns auch zunutze machen können. Die KV hat den direkten Kontakt zu den Ärzten vor Ort und kann beraten, welche Möglichkeiten es gibt, um beispielsweise Attraktivität für einen potenziellen Praxisnachfolger zu schaffen. Ein Arzt, der sich für eine Praxis hier interessiert hat, wusste zum Beispiel nichts davon, dass es Zuschüsse gibt. Den habe ich zur KV geschickt und dort hat er davon erfahren. Wichtig ist zum Beispiel auch zu erfahren, wie man sich überhaupt selbstständig macht. Das sind Fragen, die die KV beantworten kann und deshalb vermitteln wir auch dorthin den Kontakt. Es ist eine Gemeinschaftsaufgabe.
Seit wann gibt es Bemühungen, die Ansiedlung von Praxen zu unterstützen und welche sind das?
Bürgermeister Kuttler: Ich kann nur sagen, dass es von meiner Seite ständig Bemühungen gibt. Es ist unser Verdienst, dass wir einen Chirurgen hier in die Region bekommen haben und dass ambulantes Operieren wieder möglich ist – auch wenn eine Ansiedlung direkt in Wadern aufgrund fehlender Räume nicht möglich war. Die Praxis ist jetzt in Nunkirchen. Wir empfehlen die KV als Ansprechpartnerin für die fachlichen Fragen. Wir versuchen, bei praktischen Dingen zu helfen, z.B. der Suche nach geeigneten
Praxisräumen.
(Das Interview wurde im November 2021 geführt)