eRezept-Einführung: Digitale Neuerung mit gutem Start trotz einiger Hindernisse
Am 1. Januar 2024 wurde das elektronische Rezept bundesweit verpflichtend eingeführt. Arztpraxen, Apotheken und Patienten haben mit technischen Hürden und Informationsdefiziten zu kämpfen.
Dennoch lief der Start des eRezeptes trotz der anfänglichen Schwierigkeiten weitaus besser als befürchtet, so ist ein Großteil der Apotheker- und Ärzteschaft optimistisch über die Vorteile, die die digitale Verordnungsmethode mit sich bringt.
Der Start des elektronischen Rezepts (eRezepts) in Deutschland markiert einen wichtigen Meilenstein in der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Insbesondere seit der Einführung des Einlösewegs über die Gesundheitskarte hat die elektronische Verordnung einen Aufschwung erlebt, wie Zahlen der gematik zeigen. Bereits im Dezember haben etwa 65.000 verschiedene medizinische Einrichtungen mindestens ein eRezept ausgestellt und etwa 97% aller Apotheken haben in der Woche vor Weihnachten ein eRezept bearbeitet. In 2024 wurden bis zum 22. Januar rund 22 Millionen eRezepte erfolgreich eingelöst. Die Gesamtzahl von Produktivstart bis zum Stichtag lag bei knapp 42 Millionen (https://www.gematik.de/telematikinfrastruktur/ti-dashboard).
Der verpflichtende Übergang von traditionellen zu digitalen Rezepten im Januar verlief dennoch nicht ohne Schwierigkeiten. Technische Herausforderungen und unzureichend informierte Patientinnen und Patienten trugen zu einem holprigen Anfang bei.
Viele technische aber auch organisatorische Probleme in Arztpraxen und Apotheken
Der Umstieg auf das eRezept stellte eine erhebliche Hürde dar. Viele Apotheken und Praxen berichteten von kleineren bis großen technischen Schwierigkeiten. Die Probleme reichten von Pannen in der Telematikinfrastruktur über Schwierigkeiten mit der Apotheken- bzw. Praxissoftware, bis hin zu verschiedenen anderen technischen Problemen, wie Fehlfunktionen von Kartenlesegeräten. So führte beispielsweise ein Fehler (fehlende Angabe der Fachgruppe) in der Praxissoftware dazu, dass Patientinnen und Patienten von ihrer Apotheke zurück in die Praxis geschickt werden mussten, mit der Bitte um Neuausstellung des eRezeptes.
Auch mussten sich die neuen Abläufe in den Arztpraxen einspielen. Das direkte Signieren des eRezeptes mit der Komfortsignatur noch im Sprechzimmer, muss den Ärztinnen und Ärzten erst in die Routine übergehen. Eine nachträgliche, zu späte Signierung kann dazu führen, dass die Patientin/ der Patient bereits in der Apotheke steht, bevor das eRezept in der TI angekommen ist.
Zusätzliche Belastung durch externe IT-Dienstleister
Die Behebung technischer Probleme erforderte meist die Unterstützung von IT-Unternehmen oder Hotlines der Software-Hersteller. Dies ist für die Apotheken und Praxen nicht nur zeitintensiv, dies kann auch kostspielig sein.
Mangelnde Aufklärung
Ein weiteres bedeutsames Problem war die mangelnde Information der Patientinnen und Patienten über die Umstellung auf das eRezept. Mehr als die Hälfte der Apothekerinnen/ Apotheker und Ärztinnen/ Ärzte berichteten, dass viele Patientinnen und Patienten uninformiert waren und daher viel Zeit für Aufklärung benötigt wurde.
Papierausdrucke weiterhin gefragt
Interessanterweise zeigte sich, dass trotz der Digitalisierung eine signifikante Anzahl von Patientinnen und Patienten nach wie vor Papierausdrucke ihrer Rezepte bevorzugte. Das eRezept funktioniert zwar auch ohne einen Token-Ausdruck, sofern die Patientin/ der Patient jedoch einen Ausdruck des QR-Codes wünscht, muss dieser auch von der behandelnden Praxis ausgestellt werden.
Dies unterstreicht die Notwendigkeit, neue, die Gesamtbevölkerung betreffende digitale Lösungen patientenfreundlich und zugänglich zu gestalten. Auch muss über die Medien weitaus umfänglicher über die digitalen Lösungen informiert werden. Die verschwindend geringe Nutzung der eRezept App zeigt die mangelnde Information der Bevölkerung bezüglich des eRezeptes auf. Die Patientinnen und Patienten wurden mit der Umstellung auf das eRezept in der Praxis in eben dieser auch über das eRezept informiert. Von der eRezept App und den Hürden ihrer vollständigen Nutzbarkeit wissen viele leider immer noch nichts.
Optimistischer Blick in die Zukunft
Die Einführung des eRezepts in Deutschland zeigt sich, wie erwartet komplex, sie bringt neben technischen auch kommunikative Herausforderungen mit sich. Dennoch gibt es trotz der anfänglichen Schwierigkeiten gute Gründe der Nutzung des eRezeptes optimistisch entgegenzublicken. Wichtig ist, dass alle Teilnehmer, Praxen, Apotheken und Patientinnen/ Patienten, die ersten Hürden geduldig nehmen und vor allem, dass Praxen und Apotheken miteinander kommunizieren, damit solche Fehler, wie die oben beschriebene fehlende Angabe der Fachgruppe, schnellstmöglich lokalisiert und somit auch schnellstmöglich gelöst werden können. Nur mit einer funktionierenden Kommunikation zwischen den Akteuren, die Hersteller der Praxis- und der Apothekenverwaltungssoftware eingeschlossen, wird sich die Nutzung des eRezeptes weiter verbessern und zum alltäglichen Gebrauch werden.
Fehler oder Probleme beim eRezept sollten in Zukunft die Ausnahme sein, so dass letztendlich der von vielen Patientinnen und Patienten zusätzlich geforderte und noch geliebte Papierausdruck auch nach und nach verschwinden wird.
Krankenkassen sind aufgefordert, die Einführung des eRezeptes durch einen Retaxationsverzicht zu unterstützen
Erheblichen Einfluss auf das Gelingen des eRezeptes haben auch die Krankenkassen. Selbstverständlich müssen die Kassen die bei Ihnen anfallenden Fehler beim eRezept aufzeigen, wie es auch bei den ärztlichen Signaturen, der Befüllung von Freitextfeldern auf eRezepten oder der korrekten Facharztbezeichnung geschehen ist.
Allerdings sollten solche anfänglichen systembedingten Fehler in der Startphase nicht zu Retaxationen führen. Eine solche Friedenspflicht müsste selbstverständlich sein und zumindest bis Ende 2024 andauern. Dies würde die Akzeptanz des eRezeptes auch im Berufsstand der Apotheker erheblich fördern.