Der Facharzt für Allgemeinmedizin Andreas Grub ist seit 2020 in Tholey niedergelassen und ist damit ein relativ neues KV-Mitglied. Er hat sich für das Modell einer Einzelpraxis entschieden.
Haben Sie sich schon früh für eine eigene Praxis entschieden oder kam diese Entscheidung erst im Laufe des Studiums?
Mein Interesse, eine allgemeinmedizinische Praxis zu führen, bestand schon vor dem Studium. Während des Studiums hat sich dieser Gedanke verfestigt. Ich hatte viele Interessen und fand, dass sich das in der Allgemeinmedizin am besten abbilden lässt. Am Ende stand ich vor der Entscheidung eine eigene Praxis zu führen oder z.B. in der Gemeinschaftspraxis einzusteigen, in der ich die Weiterbildung absolviert habe, oder angestellt zu bleiben.
Was war Ihre entscheidende Motivation für die eigene Praxis?
Der Hauptgrund war, dass ich meine eigenen Vorstellungen komplett verwirklichen kann und eigene Entscheidungen treffen kann. Dass sich die Möglichkeit ergeben hat, in Tholey eine Praxis zu übernehmen, kam mir sehr gelegen. Ich selbst bin aus dem Raum Neunkirchen, meine Frau ist aus Tholey. Wir haben hier vorher schon einen Bauplatz gefunden, so dass sich das wunderbar zusammengefügt hat.
Was ist der besondere Reiz an Ihrer Arbeit, heute noch Hausarzt zu sein?
Besonders reizvoll finde ich es, erster Ansprechpartner für meine Patienten zu sein und sie langjährig zu begleiten, das Praxisteam selbst zu führen und die Abläufe zu organisieren, damit alles reibungslos läuft. Dabei unterstützen mich meine fünf medizinischen Fachangestellten.
Welche Erwartungen, Hoffnungen – vielleicht auch Befürchtungen – hatten Sie zu Beginn Ihrer Praxistätigkeit?
Ich habe gehofft, mit den neuen Aufgaben gut zurecht zu kommen, so dass ich nicht überfordert bin mit dem Verwaltungsaufwand und weiterhin auch Zeit für meine Familie habe.
Im Nachhinein bin ich selbst erstaunt, wie schnell man sich an die selbstständige Tätigkeit gewöhnt, denn es sind ja doch komplett neue Aufgaben.
Welche weiteren Faktoren sind bei der Entscheidung, eine eigene Praxis zu gründen oder zu übernehmen, wichtig?
Die Kommunen spielen hier eine wichtige Rolle. Sie können zum Beispiel beim Finden der idealen Praxisräumlichkeiten behilflich sein. Bei kommunalen Bauprojekten wäre es z.B. ideal, wenn Praxisräumlichkeiten vorgesehen werden.
Das war ein Grund, warum ich mich entschieden habe, mich hier niederzulassen. Hier in Tholey hatte ich die Möglichkeit, barrierefreie Praxisräumlichkeiten zu bekommen, in die ich im Januar jetzt eingezogen bin.
Welche Punkte sind für Ärzte, die sich niederlassen wollen, wichtig? Was würden sie jungen Kolleginnen und Kollegen raten, die eine Tätigkeit im ambulanten Bereich in Erwägung ziehen?
Wenn man den Wunsch auf eine selbstständige Tätigkeit hat, kann ich nur ermutigen, die eigenen Vorstellungen zu verwirklichen.
Hierbei ist es natürlich wichtig, sich frühzeitig zu informieren und Unterstützungsangebote anzunehmen. Ich finde es ratsam, sich die Praxistätigkeit einfach ungezwungen anzuschauen. Diese Möglichkeit hat man zum Beispiel in der Weiterbildung. Auch Beratungsangebote, wie etwa der KV, sind hilfreich. Rat suchen bei niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen ist natürlich auch sinnvoll.
Hat die klassische Landarztpraxis noch Zukunft?
Aus meiner Sicht ja, natürlich! Die Arbeit ist vielseitig und erfüllend. Um mehr Ärzte aufs Land zu bringen, sind aber Anstrengungen nötig, zum Beispiel in Bezug auf die Wertschätzung des Berufs und die Vergütung.