Präoperative Hautantiseptik

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Die KRINKO-Empfehlung zur Prävention der postoperativen Wundinfektion (2018) macht folgende Vorgaben:

  • Immer alkoholische Hautdesinfektionsmittel (keine wässrige Jod-Lösung) verwenden. Remanente Zusätze zum Alkohol machen bei längeren Operationen (z. B. von mehr als einer Stunde) einen Sinn. Die WHO bestätigt das in den „Global Guidelines for Prevention of Surgical Site Infection“ (2018).
  • Als antiseptische Zusätze zum Alkohol werden derzeit Chlorhexidin, PVP-Iod und Octenidindihydrochlorid eingesetzt – was allerdings, mit wenigen Ausnahmen, nur bei ungefärbten Lösungen möglich ist. Signifikante Unterschiede sind bisher wissenschaftlich nicht gesichert.
Die (vom Hersteller) deklarierte Einwirkzeit des Hautdesinfektionsmittels einhalten (während dieser Zeit muss die Haut benetzt sein).
  • Das Hautdesinfektionsmittel mehrfach aufbringen (mindestens 3-mal).
  • Durch mechanische Unterstützung beim Aufbringen des Hautdesinfektionsmittels (Tupfer und Kornzange oder Applikatoren) wird die Wirksamkeit der Hautdesinfektion deutlich verbessert.
Unterschiede in der Einwirkzeit zwischen talgdrüsenarmer und talgdrüsenreicher Hautregion beachten. Es ergibt daher keinen Sinn, eine generelle Einwirkzeit der präoperativen Hautdesinfektion von mindestens drei Minuten zu definieren. Es muss unterschiedliche Einwirkzeiten für Operationen in talgdrüsenarmen und -reichen Hautregionen geben.
Diese werden von den Herstellern der Hautdesinfektionsmittel in den Gebrauchsinformationen angegeben. Durch Nutzung eines VAH-gelisteten Hautdesinfektionsmittels wurde eine ausreichende Prüfung dieser Einwirkzeiten gesichert.
  • An Händen, Armen und Beinen finden sich nur 102-103 KBE aerobe und anaerobe Bakterien/cm2. Auf der Kopfhaut finden sich dagegen 105-106 KBE/cm2.
  • Die Desinfektionsmittelkommission des VAH wies in der Mitteilung Nr. 5 (2008) ausdrücklich auf die hier zutreffenden Einwirkzeiten bei der Hautdesinfektion hin.
  • Talkdrüsenreich sind neben der Kopfhaut auch Achseln, Leisten und hintere Schweißrinne.

Verfahrensanweisung – SOP zur präoperativen Hautdesinfektion

  • Statt einer fixen Einwirkzeit besser einen Verfahrensablauf vorgeben, bei dem die angegebene Einwirkzeit zwangsläufig nicht unterschritten werden kann.
  • Die Hautdesinfektion erfolgt von der Mitte zum Rand des zu desinfizierenden Hautareals (nicht von sterilen OP-Abdeckungen bedeckte Hautareale einschließlich der Klebeflächen).
  • Das desinfizierte Hautareal sollte so groß sein, dass der Schnitt eventuell noch vergrößert oder an anderer Stelle gesetzt werden kann und ggf. auch die Durchtrittsstelle für einen Drain berücksichtigt wird.
  • Der mit der Kornzange oder Klemme gefasste und mit Desinfektionsmittel getränkte sterile Tupfer wird im Bereich der geplanten Schnittführung angesetzt und zum Rand des OP-Feldes bewegt.
  • Nach Trocknen des Hautdesinfektionsmittels ist der Vorgang mit einem jeweils frischen Tupfer mindestens 2-mal zu wiederholen.
  • Bei Operationen in talgdrüsenreicher Hautregion ist der Vorgang mit einem jeweils frischen Tupfer 6- bis 10-mal zu wiederholen.
  • Vor Wundverschluss sind die Wundränder nochmals zu desinfizieren.
  • Damit kann die Einwirkzeit von mindestens einer Minute, die vom VAH vorgegeben wird, nicht unterschritten werden. Da die präoperative Hautdesinfektion häufig unter Zeitdruck stattfindet, sollte in einer Verfahrensanweisung erfahrungsgemäß über die minimal erforderliche Einwirkzeit hinaus gegangen werden.
  • Wie lange das Trocknen dauert (und wie häufig Wiederholungen erforderlich sind), hängt vom Hautdesinfektionsmittel ab.
  • Propanol-basierte Aseptika trocknen langsamer als solche auf Basis von Isopropanol.
  • Ethanol-basierte Aseptika trocknen nochmals schneller.
  • Ist das Prozedere der Hautdesinfektion nicht in den Gebrauchsinformationen der Hersteller der Hautdesinfektionsmittel angegeben, muss man es selbst ausprobieren.
  • Sind große und unübersichtliche Hautareale zu desinfizieren, ist die Nutzung eines gefärbten Hautdesinfektionsmittels sinnvoll.
Bei Nutzung von speziellen Hautdesinfektionsmittel-Applikatoren mit verstärkter mechanischer Einwirkung können die Einwirkzeiten deutlich kürzer sein. Deren Einsatz ist auch in Hautarealen sinnvoll, bei denen das Hautdesinfektionsmittel Schleimhautreizungen hervorrufen kann (z. B. Periorbitalregion).
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