Mangelnde Termintreue verknappt Arzttermine für alle Patienten

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(Saarbrücken, 03.08.2023)

Die Kassenärztliche Vereinigung Saarland (KVS) erreichen regelmäßig Rückmeldungen ihrer Mitglieder (der saarländischen Ärztinnen/ Ärzte sowie Psychotherapeutinnen/ Psychotherapeuten), dass Patientinnen und Patienten vereinbarte Termine nicht wahrnehmen. Das verursacht nicht nur einen erhöhten organisatorischen Aufwand in den Praxen, es führt auch zu Ausfallzeiten und verlängert so die Wartezeit für andere Patienten.

Deshalb hat die KVS eine Umfrage in den Praxen der saarländischen Ärztinnen/ Ärzte sowie Psychotherapeutinnen/Psychotherapeuten durchgeführt:

Die Praxen wurden gebeten, im zweiten Quartal (01.04. – 30.06.2023) zu dokumentieren, wie viele Patientinnen und Patienten ihre Termine abgesagt bzw. ohne Absage nicht wahrgenommen haben. Gleichzeitig sollten die Praxen erfassen, wie viele Stunden Arbeitszeit in diesem Zeitraum durch „geplatzte“ Termine verloren gingen.

Von 1.289 saarländischen Arzt- und Psychotherapeutenpraxen haben sich 478 an der Umfrage beteiligt (37,1 %). Diese hohe Beteiligung spiegelt die Aktualität des Problems wider.

Insgesamt wurden fast 30.000 Termine in diesen Praxen abgesagt, über 44.000 Termine wurden ohne Absage nicht wahrgenommen („No Show“). 387 der teilnehmenden Praxen haben zusätzlich zu den abgesagten/ohne Absage nicht wahrgenommenen Terminen den Zeitverlust geschätzt/ dokumentiert:

Insgesamt wurde ein Zeitverlust von 16.274 h in den Praxen dokumentiert (Ausfallzeit Arzt/ Ausfallzeiten Geräte für bestimmte Untersuchungen/ erhöhter Aufwand Praxisteam). Das entspricht einer geschätzten Ausfallzeit von ca. 42 h pro Praxis und Quartal.

Besonders hoch sind die Terminausfälle in den fachärztlichen Praxen:

In insgesamt 293 Facharztpraxen (von insgesamt 522) wurden 25.174 Termine abgesagt, 37.906 Termine ohne Absage nicht wahrgenommen („No Show“).

San.-Rat Prof. Dr. med. Harry Derouet, Vorsitzender des Vorstandes: „Wenn Termine in relevanter Anzahl durch Patienten nicht wahrgenommen werden, stört dies nachhaltig die Praxisabläufe. Es erhöht nicht nur den organisatorischen Aufwand. Dadurch werden zusätzlich Termine für alle Patienten künstlich verknappt. Bei zunehmend sinkenden Personalressourcen bei Ärzten und MFA wird so die Zukunft der Praxen weiter gefährdet“.

Thomas Rehlinger, stellv. Vorsitzender des Vorstandes, ergänzt: „Im hausärztlichen Bereich spielen Termine eine geringere Rolle als im fachärztlichen Bereich, da viele Patienten die Praxen ohne Termin aufsuchen und Ausfallzeiten so eher „kompensiert“ werden können. In Facharztpraxen ist dies deutlich schwerer. Darüber hinaus ist der Zeitaufwand für spezielle Untersuchungen, zum Beispiel Koloskopien, Gastroskopien, Belastungs-EKGs oder auch ambulante Operationen deutlich höher als für Patientengespräche. Gleiches gilt für Ausfallzeiten bei Psychotherapeuten.“

„Wir appellieren an die Eigenverantwortung der Patienten. Wenn Sie absehen können, dass Sie einen vereinbarten Termin bei Haus- oder Facharzt nicht wahrnehmen können, sagen Sie ihn rechtzeitig ab! Nur so kann ein anderer Patient für diesen Termin eingeplant werden.

Das System der Gesundheitsversorgung ist – insbesondere im ambulanten Bereich – an seiner Belastungsgrenze. Deutschland hat weltweit die höchste Zahl an Arzt-Patienten-Kontakten. Die dafür notwendigen Ressourcen, u. a. Ärzte und MFA, fehlen jetzt schon. Wir können es uns nicht leisten, das System durch mangelnde Termintreue zusätzlich zu strapazieren. Langfristig müsste bei anhaltender Problematik darüber nachgedacht werden, die Ressource nicht wahrgenommener Patiententermine zu sanktionieren“, so beide Vorstände.

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