Hygieneanforderungen im Umgang mit Einzeldosis- und Mehrdosenbehältnissen in der Praxis
Beispiel
Eine 100 ml Flasche NaCl oder eine 500 ml Flasche Aqua ad iniectabilia sind typische Einzeldosisbehältnisse und werden durch das Einstechen einer Filter-Kanüle oder eines Mini-Spikes nicht zu einem Mehrdosenbehältnis. Hier ist auch unrelevant, ob z.B. die 100 ml NaCL als Kurzinfusion verabreicht werden oder ob aus dem Behältnis fünf “Spülspritzen” mit jeweils 20 ml NaCl aufgezogen werden.
Arzneimittel in Mehrdosenbehältnissen werden vom Hersteller explizit als solche deklariert
Mehrdosenbehältnisse enthalten Konservierungsstoffe. Der Hersteller gibt in der Fachinformation an, wie das Arzneimittel nach Anbruch gelagert werden muss und wie lange es nach Anbruch haltbar ist.
Beispiel
Bei Xylocain 2%, 50 ml handelt es sich um ein Mehrdosenbehältnis. Aus mikrobiologischer Sicht kann Xylocain nach dem Einstechen eines Mini-Spikes, maximal 3 Tage bei Raumtemperatur aufbewahrt werden, eine Kühlung ist nicht erforderlich.
Weitere Beispiele für Arzneimittel, welche als Mehrdosenbehältnisse deklariert sind, sind Lokalanästhetika, Katecholamine, Insuline und Heparine.
Entnahme immer unter aseptischen Kautelen
Die Entnahme aus einem Mehrdosenbehältnis muss immer unter aseptischen Bedingungen erfolgen (Händedesinfektion, Wischdesinfektion der Arbeitsfläche, Wisch- oder Sprühdesinfektion der Entnahmestelle).
Propofol: Risiko für Sepsis bei Mehrfachentnahme aus einem Behältnis
- Propofolhaltige Arzneimittel sind ausschließlich für den einmaligen
- Gebrauch bei einem einzelnen Patienten zugelassen.
- Angebrochene Behältnisse sind nach der Benutzung zu entsorgen.
Eventuell verbleibende Reste sind unbedingt zu verwerfen und dürfen
keinesfalls weiterverwendet werden. - Die Entnahme von Propofol aus einem Behältnis muss unter aseptischen
Bedingungen erfolgen. - Nichtbeachtung der Anwendungsempfehlungen kann zu
lebensbedrohlichen und tödlichen Verläufen inklusive Sepsis und Tod
führen.
Hintergrundinformationen
Der Inhalt einer Durchstechflasche, Glasampulle sowie jeder Spritze oder jedes
Infusionssystems, das Propofol enthält, ist nur zur einmaligen Anwendung bei einem
einzelnen Patienten bestimmt. Nach Anwendung verbleibende Reste des Inhalts müssen
verworfen werden.
betroffenen Patienten verbunden ist. . Die Anwendung mikrobiell kontaminierter propofolhaltiger Arzneimittel hat in der Vergangenheit wiederholt zu Fällen von Sepsis, zum Teil mit tödlichem Ausgang, geführt
Propofolhaltige Arzneimittel sind Emulsionen, die keine Konservierungsmittel enthalten und das Wachstum von Mikroorganismen begünstigen. Bei nicht-aseptischer Handhabung oder einer
Mehrfachentnahme kann es innerhalb von kurzer Zeit zu einem starken Keimwachstum kommen.
Die Entnahme von propofolhaltigen Emulsionen aus einem Behältnis muss unter aseptischen Bedingungen erfolgen:
- Vor der Entnahme aus einer Ampulle oder Durchstechflasche ist das Behältnis zu desinfizieren.
- Bei Flaschen muss auch der Stopfen desinfiziert werden.
- Die Emulsion muss unmittelbar nach Anbruch unter aseptischen Bedingungen in eine sterile Spritze und/oder ein steriles Infusionsset aufgezogen werden.
- Mit der Verabreichung muss unverzüglich begonnen werden.
- Während der gesamten Infusionsdauer müssen sowohl das Arzneimittel als auch das Infusionsgerät aseptisch gehalten werden.