Festlegung infektionspräventiver Maßnahmen – Ambulantes Operieren

Geschätzte Lesedauer: 1 min

Operationsspektrum und Infektionsrisiko

Die KRINKO unterscheidet zwischen Operationen mit “normalem Infektionsrisiko” und Operationen mit geringem Infektionsrisiko gemäß den folgenden Kriterien:

Geringes Infektionsrisiko

ist beispielsweise gegeben bei kleinen Eingriffen an der Haut/Subkutis, am Auge, in der Mund-, Kiefer-, Stirnhöhle, Endoskopien von Körperhöhlen, Abzesseröffnung sowie für die interventionellen radiologischen und kardiologischen Eingriffe (außer mit regelhaft erwartetem Verfahrenswechsel). Bei im Hautniveau liegenden Tumoren oder Fremdkörpern (außer wenn sehr ausgedehnt) sowie bei Verletzungen der Haut oder der Subkutis (außer wenn sehr ausgedehnt).

Entscheidend für die Risikobewertung ist die Beurteilung des postoperativen Infektionsrisikos (soweit vorhanden anhand von Surveillancedaten) und der Bedeutung einer etwaigen Surgical Site Infection (SSI). Es wird empfohlen, dass das Risk Assessment für die Zuordnung anhand des geplanten OP-Spektrums gemeinsam vom chirurgischen Fachvertreter und dem beratendem Krankenhaus-Hygieniker durchgeführt wird

Diese Unterscheidung hat Einfluss auf die infektionspräventiven Maßnahmen

Operationen mit geringem SSI-Risiko können unter modifizierten räumlichen Bedingungen durchgeführt werden. Dort können die außerhalb des OP-Raums liegenden Nebenräume bzw. deren Funktionen zusammengefasst werden. Auch kann bei mobilen Patienten die Umlagerung vereinfacht werden und es kann auf eine RLTA aus infektions­hygienischen Gründen verzichtet werden. Die desinfizierende Zwischenreinigung der Flächen kann auf die patientennahen Flächen und alle sichtbaren Kontaminationen beschränkt werden.

Ist das SSI-Risiko noch geringer können die invasiven Maßnahmen auch in einem Raum durchgeführt werden, der nicht in eine OP-Abteilung integriert ist. Der Raum ist ausreichend groß, seine Oberflächen sind leicht zu reinigen und zu desinfizieren. Die zuvor beschriebenen räumlichen Funktionen sind dort zusammengefasst. Steriler Schutzkittel, Haarschutz und MNS sind nicht regelhaft erforderlich, das Ausmaß der Sterilabdeckung und die Art der Personal­bekleidung richten sich nach der Art der Operation und nach der Größe des Operationsfelds.

Das Gesamtrisiko aller Operationen/Eingriffe ist entscheidend

für die Ausgestaltung der eine Operation begleitenden organisatorischen Maßnahmen und der baulichen Bedingungen. Dies wird gemeinsam mit dem Krankenhaushygieniker bewertet, welcher ein entsprechendes Risikoprofil erstellt.

Wir weisen auf die Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention “Personelle und organisatorische Voraussetzungen zur Prävention nosokomialer Infektionen“ hin. Unter Ziffer 3.1 werden die Aufgaben des Krankenhaushygienikers/ der Krankenhaushygienikerin definiert.

Der Krankenhaushygieniker resp. die Krankenhaushygienikerin sollte immer erster Ansprechpartner bei der Festlegung einrichtungsspezifischer Maßnahmen sein, da oft die Gegebenheiten vor Ort mitberücksichtigt werden müssen.

Einen gewissen Entscheidungsfreiraum für die Umsetzung der Maßnahmen vor Ort durch den Krankenhaushygieniker enthält auch die aktuelle SSI-Empfehlung.

Auch die DIN 1946-4:2018-06 lässt unter Ziffer 4.3 “Dokumentation von Norm-Abweichungen” die Möglichkeit, unter Beteiligung des Krankenhaushygienikers/ der Krankenhaushygienikerin von Inhalten der Norm abzuweichen, offen.

Unser Referent für Hygiene Henning Adam steht Ihnen sowohl telefonisch als auch schriftlich auf Anfrage über das Kontaktformular zur Verfügung
War dieser Artikel hilfreich?
Nein