Operationsspektrum und Infektionsrisiko
Die KRINKO unterscheidet zwischen Operationen mit “normalem Infektionsrisiko” und Operationen mit geringem Infektionsrisiko gemäß den folgenden Kriterien:
Geringes Infektionsrisiko
ist beispielsweise gegeben bei kleinen Eingriffen an der Haut/Subkutis, am Auge, in der Mund-, Kiefer-, Stirnhöhle, Endoskopien von Körperhöhlen, Abzesseröffnung sowie für die interventionellen radiologischen und kardiologischen Eingriffe (außer mit regelhaft erwartetem Verfahrenswechsel). Bei im Hautniveau liegenden Tumoren oder Fremdkörpern (außer wenn sehr ausgedehnt) sowie bei Verletzungen der Haut oder der Subkutis (außer wenn sehr ausgedehnt).
Diese Unterscheidung hat Einfluss auf die infektionspräventiven Maßnahmen
Operationen mit geringem SSI-Risiko können unter modifizierten räumlichen Bedingungen durchgeführt werden. Dort können die außerhalb des OP-Raums liegenden Nebenräume bzw. deren Funktionen zusammengefasst werden. Auch kann bei mobilen Patienten die Umlagerung vereinfacht werden und es kann auf eine RLTA aus infektionshygienischen Gründen verzichtet werden. Die desinfizierende Zwischenreinigung der Flächen kann auf die patientennahen Flächen und alle sichtbaren Kontaminationen beschränkt werden.
Ist das SSI-Risiko noch geringer können die invasiven Maßnahmen auch in einem Raum durchgeführt werden, der nicht in eine OP-Abteilung integriert ist. Der Raum ist ausreichend groß, seine Oberflächen sind leicht zu reinigen und zu desinfizieren. Die zuvor beschriebenen räumlichen Funktionen sind dort zusammengefasst. Steriler Schutzkittel, Haarschutz und MNS sind nicht regelhaft erforderlich, das Ausmaß der Sterilabdeckung und die Art der Personalbekleidung richten sich nach der Art der Operation und nach der Größe des Operationsfelds.
Das Gesamtrisiko aller Operationen/Eingriffe ist entscheidend
für die Ausgestaltung der eine Operation begleitenden organisatorischen Maßnahmen und der baulichen Bedingungen. Dies wird gemeinsam mit dem Krankenhaushygieniker bewertet, welcher ein entsprechendes Risikoprofil erstellt.
Wir weisen auf die Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention “Personelle und organisatorische Voraussetzungen zur Prävention nosokomialer Infektionen“ hin. Unter Ziffer 3.1 werden die Aufgaben des Krankenhaushygienikers/ der Krankenhaushygienikerin definiert.
Einen gewissen Entscheidungsfreiraum für die Umsetzung der Maßnahmen vor Ort durch den Krankenhaushygieniker enthält auch die aktuelle SSI-Empfehlung.
Auch die DIN 1946-4:2018-06 lässt unter Ziffer 4.3 “Dokumentation von Norm-Abweichungen” die Möglichkeit, unter Beteiligung des Krankenhaushygienikers/ der Krankenhaushygienikerin von Inhalten der Norm abzuweichen, offen.