Warum eine Reform?
Genau wie die Bevölkerung werden auch die saarländischen Ärzte immer älter. 25 % der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sind über 65 Jahre alt. Das führt dazu, dass es in der Versorgung in den Arztpraxen schon heute Lücken gibt. Gleiches gilt für das Medizinische Fachpersonal.
Diese Entwicklung hat Auswirkungen auf den ärztlichen Bereitschaftsdienst. Die Anzahl der Ärztinnen und Ärzte, die am Bereitschaftsdienst teilnehmen können, ist schon heute stark limitiert.
Um die Versorgung der Saarländerinnen und Saarländer auch in den sprechstundenfreien Zeiten aufrecht erhalten zu können, müssen wir JETZT gegensteuern. Das geht nur mit einer umfassenden Reform des ärztlichen Bereitschaftsdienstes.
Diese ist eine der Maßnahmen, mit der die KV Saarland die allgemeine Gesundheitsfürsorge in den Zeiten des medizinischen Fachkräftemangels aufrechterhält und sicherstellt.
Warum jetzt?
Bei zurückgehenden Arztzahlen und fehlendem Praxispersonal kann die Versorgung im Bereitschaftsdienst nicht an 12 Standorten aufrechterhalten werden.
Um die Versorgung der Patienten auch in Zukunft nicht zu gefährden, ist diese Zentralisierung jetzt nötig.
Wir gehen davon aus, dass es in den kommenden Jahren wieder mehr Ärzte geben wird, so dass sich die Versorgung langfristig auch wieder entspannen wird. Diese Zeit müssen wir überbrücken.
Was sind die wesentlichen Änderungen?
Ab 01.01.2025 wird es sechs Bereitschaftsdienstpraxen geben.
Diese befinden sich in Saarbrücken am Klinikum Saarbrücken, in Homburg am Universitätsklinikum, in St. Wendel am Marienhausklinikum, in Lebach am Caritas Klinikum, in Saarlouis am Marienhausklinikum sowie in Merzig an den SHG Kliniken.
Zusätzlich wird es in Neunkirchen im Rahmen einer Sonderreglung eine Bereitschaftsdienstpraxis zu eingeschränkten Öffnungszeiten geben. Diese Bereitschaftsdienstpraxis ist eine Zweigstelle der Bereitschaftsdienstpraxis in Saarbrücken.
Zusätzlich gibt es auch weiterhin zwei Bereitschaftsdienstpraxen für Kinder- und Jugendliche: am Marienhausklinikum Kohlhof in Neunkirchen und am Winterberg Klinikum in Saarbrücken
Welche Standorte werden geschlossen?
Die Standorte Saarbrücken-Caritas, Püttlingen, Sulzbach, St. Ingbert
und Losheim werden zum 31.12.2024 geschlossen.
Wie sind die Öffnungszeiten der Bereitschaftsdienstpraxen ab 2025?
Öffnungstage /-zeiten der Bereitschaftsdienstpraxen an den
BDP-Standorten Saarbrücken-Winterberg, Homburg, St. Wendel, Lebach, Saarlouis und Merzig (Ausnahme Nebenstelle Neunkirchen)
an Wochenenden
von samstags 8.00 Uhr bis montags 8.00 Uhr,
an Feiertagen inkl. Heiligabend und Silvester
von 8.00 Uhr bis 8.00 Uhr am Folgetag,
an Brückentagen (einzelner Werktag zwischen Wochenende und Feiertag bzw. umgekehrt)
von 8.00 Uhr bis 8.00 Uhr am Folgetag,
an Rosenmontag
von 8.00 Uhr bis 8.00 Uhr am Folgetag
(BDP Lebach: Die Öffnung der BDP an Faschingsdienstag entfällt ab 2025)
Die Öffnung der Nebenstelle Neunkirchen erfolgt ausschließlich an Wochenenden und Feiertagen (ohne Heiligabend, Silvester, Rosenmontag und Brückentage)
von 9.00 Uhr bis 15.00 Uhr.
Müssen Patienten länger warten?
Die sechs Bereitschaftsdienstpraxen werden personell verstärkt. Ab 01.01.2025 wird es an den Bereitschaftsdienststandorten pro Schicht 3 statt bisher 2 Ärzte sowie zwei Medizinische Fachangestellte geben.
Wir bitten um Verständnis, dass es auch in den Bereitschaftsdienstpraxen zu Wartezeiten kommen kann.
Müssen Patienten weiter fahren?
Auch wenn es dazu keine gesetzlichen Vorgaben gibt, haben wir auf die Entfernungen (aus allen saarländischen Orten) zu einer Bereitschaftsdienstpraxis geachtet.
Wir haben uns bei der Festlegung der Standorte der Bereitschaftsdienstpraxen an den durchschnittlichen Fahrzeiten orientiert, die im Bundesdurchschnitt für die Erreichbarkeit von Krankenhäusern gelten. Das sind im Mittel 30 Minuten.
Was ist, wenn ich nicht mobil bin?
Hier ändert sich nichts für Sie. Wenn Sie aufgrund Ihres Gesundheitszustands/ der Schwere Ihrer Erkrankung die Bereitschaftsdienstpraxis nicht aufsuchen können, kommt der fahrende Bereitschaftsdienstarzt zu Ihnen nach Hause.
In welche Bereitschaftsdienstpraxis muss ich jetzt fahren?
Nutzen Sie möglichst die 116117.
Sie erhalten von unseren geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine fachliche Beratung, was zu tun ist und ob bzw. welche Bereitschaftsdienstpraxis Sie aufsuchen sollen.
Wen rufe ich an? Die 116117 oder die 112?
In lebensbedrohliche Fällen alarmieren Sie bitte den Rettungsdienst unter der Notrufnummer 112.
Der ärztliche Bereitschaftsdienst über die einheitliche Rufnummer 116117 hilft Ihnen außerhalb der Sprechstundenzeiten bei Erkrankungen, mit denen Sie sonst in die Praxis gehen würden und deren Behandlung nicht bis zum nächsten Tag warten kann.
Wann sollte ich den ärztlichen Bereitschaftsdienst nutzen?
Der Bereitschaftsdienst hilft bei gesundheitlichen Beschwerden, mit denen Sie normalerweise in eine Hausarzt- oder Facharztpraxis gehen würden.
Wenn Sie unsicher sind, ob Sie mit Ihren Beschwerden eine Bereitschaftspraxis aufsuchen sollten, rufen Sie bei der 116117 an und sagen Sie speziell geschulten Mitarbeitenden, was Ihnen fehlt. Sie erhalten eine fachliche Beratung, was nun zu tun ist.
Was macht die KV in Sachen Nachwuchssicherung?
Generell werden von Seiten der KV Saarland fortlaufend Maßnahmen zur Generierung von ärztlichem Nachwuchs durchgeführt. Neben der Unterstützung des Nachwuchses ist uns vor allem Sichtbarkeit, Information und Zusammenarbeit mit allen an der ambulanten Versorgung Beteiligten wichtig.
Hier ein paar Beispiele:
- Die KVS bietet finanzielle Fördermöglichkeiten von Studium bis Niederlassung. (Informationen hierzu finden Sie in unserem Infoportal).
- Die KVS trifft Medizinstudierende bereits in Veranstaltungen in der Universität und informiert sie über ihre späteren Möglichkeiten einer Tätigkeit im ambulanten Bereich.
- Zusammen mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten veranstaltet die KVS jährlich die Autumn School, eine Veranstaltung mit Workshops zur Praxistätigkeit.
- Ärztinnen und Ärzte, die sich für eine Praxistätigkeit interessieren, werden kostenfrei bei der KVS beraten, auf themenspezifischen Veranstaltungen informiert und gezielt zu Praxen vermittelt, die eine Nachfolge oder Kolleginnen und Kollegen für eine Mitarbeit suchen.
- Die KVS organisiert runde Tische und Veranstaltungen gemeinsam mit Kommunen. Der saarländische Weg des engen Kontaktes und der dichten Vernetzung kann auch für die Versorgung ein erfolgreicher sein.
Ausführliche Informationen zur Nachwuchssicherung finden Sie unter https://www.kvsaarland.de/nachwuchs