Aktuelle nervenärztliche und psychotherapeutische Versorgungssituation im Saarland

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H. Derouet, Th. Rehlinger

Die aktuelle Versorgungssituation der KV-Saarland ärztlicherseits hinsichtlich der Nervenfächer gibt 42,75 Nervenärzte(Neurologie/Psychiatrie), 17,75 Neurologen und 11,3 Psychiater nach Versorgungsaufträgen an (insgesamt 71,8 Versorgungsaufträge). Der anhand der aktuellen Bedarfsplanung errechnete allgemeine bedarfsgerechte Versorgungsgrad wird in allen Planungsbereichen – dies sind die Landkreise und der Regionalverband Saarbrücken -überschritten.

Der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen hat somit für die Arztgruppe der Nervenärzte Überversorgung festgestellt und Zulassungsbeschränkungen angeordnet (Überversorgungsgrad 117,6-144,9%). Lediglich über sogenannte Quotenplätze sind noch 0,5 Psychiater aktuell frei (n = 0,5 St. Wendel). In Zahlen arbeiten 53,3 Ärzte/-innen selbstständig und 18,5 angestellt in den Planungsbereichen. Die Sollzahl Ärzte gemäß Bedarfsplan liegt im Saarland kumuliert bei 55,4 und ist damit übererfüllt. Die künftige drohende Unterversorgung durch Überalterung wird auf n = 12 geschätzt. Pro Jahr und Arzt werden zwischen 3.407 bis 4.579 Patienten im Saarland fachärztlich durch nervenärztlich tätige Kolleginnen und Kollegen versorgt.

Auch bei den Psychotherapeuten ist die Bedarfsplanung übererfüllt. 38,8 Ärztliche Psychotherapeuten, 11,5 Fachärzte für psychosomatische Medizin, 188,25 Psychologische Psychotherapeuten und 46,5 nur Kinder und Jugendliche behandelnde Psychotherapeuten ergeben insgesamt 285,05 Psychotherapeuten. Es liegt gemäß Bedarfsplanung in allen Planungsbereichen (auch hier die Landkreise und der Regionalverband Saarbrücken) eine Überversorgung mit Anordnung von Zulassungsbeschränkungen vor.

Über sogenannte Quotensitze sind aktuell jedoch 5 Versorgungsaufträge offen, da die Mindestversorgungsanteile z.B. für Ärztliche Psychotherapeuten (in Höhe von 25 % anhand der Zahl der Psychotherapeuten) nicht ausgeschöpft sind. Diese offenen Sitze können ausschließlich durch Ärztliche Psychotherapeuten besetzt werden. Bei den Fachärzten für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sind in einem Planungsbereich (Kreis Saarlouis) 2,5 offene Quotenplätze zu verzeichnen, da die Mindestquote (in Höhe von 50 %) innerhalb der Quote für Ärztliche Psychotherapeuten nicht ausgeschöpft ist.

Selbstständig sind 272,55, 12,50 angestellt. Die Sollzahl der Therapeuten für das Saarland liegt bei 214,6. Niederlassungsmöglichkeiten bestehen aufgrund der Bedarfsplanung nicht. Es liegen derzeit 49 Versorgungsaufträge oberhalb der Sperrgrenze der Bedarfsplanung vor. Die drohende Unterversorgung durch Überalterung wird mit n = 24 kalkuliert. Jeder Therapeut behandelt zwischen 276 bis 325 Patienten pro Jahr. Zwischen 2020 und 2022 hat sich die Zahl der Psychologischen Psychotherapeuten“ nach Köpfen“ um ca. 15% erhöht, wegen Teilzeitarbeit stieg der Tätigkeitsumfang jedoch nur um 7%.

Vergleicht man dies mit den Daten von vor 10 Jahren (2013), lagen 60,5 ärztliche Versorgungsaufträge, 154 für Psychologische Psychotherapeuten  und 43 für Kinder-und Jugendpsychotherapeuten vor. Es wurde somit in allen Bereichen die Versorgung in den letzten 10 Jahren ausgebaut.

Die Zahl der über die Terminservicestelle (TSS) vermittelten Termine für Psychotherapie ist von 1839 im Jahr 2020 auf 4146 im Jahr 2022 gestiegen, Tendenz für dieses Jahr weiter steigend. Gemäß unseren Abrechnungsdaten sind aktuell ca. 2,5% der saarländischen Bevölkerung quartalsmäßig in psychotherapeutischen Behandlung. Die Deckung des Bedarfes an nervenärztlicher und psychotherapeutischer Versorgung stellt für die KV des Saarlandes trotz Ausbau der Versorgungsstrukturen damit eine weitere Herausforderung dar, auch angesichts der aktuellen Forderungen des GKV-Spitzenverbandes (Vorsitzende Frau Dr. Pfeiffer, 6/2023), die planmäßige Überversorgung in der vertragsärztlichen Versorgung zur Stabilisierung der GKV-Finanzen zu beseitigen. Würden wir diesen Kassenplan umsetzen, müssten wir im Saarland aktuell 9,3 Nervenärzte und 55,4 Psychotherapeuten abbauen und wären damit in diesem Fachbereich handlungsunfähig.

San.-Rat Prof. Dr. med. Harry Derouet (Vorsitzender des Vorstandes)

Thomas Rehlinger (Stellv. Vorsitzender des Vorstandes)

Quelle: KVS-Daten

Der Beitrag wurde in der August-Ausgabe 2023 des Saarländischen Ärzteblattes veröffentlicht
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