Fachpersonal wird in Arztpraxen dringend gesucht. Die Anforderungen sind hoch: Sie brauchen medizinisches Fachwissen, Organisationstalent und Fingerspitzengefühl für den Umgang mit den unterschiedlichsten Patienten. Der Beruf lässt aber auch Raum für eigene Ideen und wird nie langweilig. Er ist mehr als „nur ein Job“.
Von der langjährigen Erfahrung unserer saarländischen MFA möchten wir in unserer geplanten Interviewreihe „MFA im Saarland“ berichten. Wie Sie teilnehmen können? Einfach den Fragenkatalog runterladen und Antworten an uns schicken: per Kontaktformular (Kontakt) – Thema “MFA”.
Einige unserer MFA aus der Vorstandskommission, Anja Wagner, Alina Feig, Kerstin Barbian, Anja Schmidt, haben gemeinsam zusammengefasst, was ihr Beruf für sie ausmacht. Alle vier sind heute in Allgemeinarztpraxen tätig, Alina Feig arbeitet zusätzlich in einer der Bereitschaftsdienstpraxen.
Können Sie sich noch erinnern, wann Sie zum ersten Mal die Idee hatten, in einer Arztpraxis arbeiten zu wollen? Welche Gründe sprachen für eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten (Arzthelferin)? Oder sind Sie vielleicht auf „Umwegen“ zum Beruf der MFA gekommen?
Anja Wagner: Eigentlich wollte ich Krankenschwester werden, aber kurz vor Beginn der Ausbildung war ich mir doch nicht mehr sicher. In der Saarbrücker Zeitung habe ich eine Stellenanzeige entdeckt, in der ein Kinderarzt aus dem Nachbarort eine MFA zur Ausbildung suchte. Ich habe sofort angerufen, hatte noch am gleichen Tag ein Vorstellungsgespräch und bekam schon einen Tag später – sonntags – die Zusage.
Anja Schmidt: Ich wollte zuerst Zahntechnikerin werden, aber wegen verschiedener Allergien habe ich mich umentschieden und eine Ausbildung zur MFA angefangen.
Kerstin Barbian: Bei mir war es anders. Ich wollte schon als kleines Mädchen MFA oder Krankenschwester werden.
Alina Feig: Um ehrlich zu sein, war der Beruf gar nicht meine erste Wahl, es hat sich eher zufällig ergeben…
Welche Erwartungen, Hoffnungen – vielleicht auch Befürchtungen – hatten Sie?
Kerstin Barbian: Der Umgang mit kranken Menschen war für mich immer schon ein spannendes Thema. Konkrete Erwartungen hatte ich aber keine.
Alina Feig: Ich auch nicht, dafür aber die Befürchtung, dass ich kein Blut sehen kann (was sich aber nicht bewahrheitet hat).
Anja Wagner: Ich wollte einfach helfen und mit Kindern arbeiten.
Was war für Sie besonders eindrücklich während Ihres ersten Ausbildungsjahres?
Kerstin Barbian und Anja Schmidt: Uns beide haben die ambulanten Operationen sehr beeindruckt.
Anja Wagner: Das war bei mir ähnlich: Also quasi zu sehen, was alles gemacht wird. Bei mir waren es die Vorsorgeuntersuchungen (U3-U6) bei den Kindern und die Impfungen.
Alina Feig: Bei mir war es die Erkenntnis, wie umfangreich und interessant der Beruf wirklich ist – weitaus mehr als immer nur „der Nächste bitte“ zu rufen.
Sind Sie immer noch in derselben Praxis, in der Sie Ihre Ausbildung gemacht haben? Wie groß war das Praxisteam? Haben Sie noch Kontakt zu Ihrer ersten Praxis?
Anja Schmidt: Ja, ich bin immernoch in der gleichen Praxis, in der ich mein Ausbildung absolviert habe. Wir waren 6 MFA, wir haben heute noch per WhatsApp Kontakt.
Kerstin Barbian: Ich bin nach 20 Jahren wieder in der Praxis, in der ich meine Ausbildung gemacht habe.
Alina Feig: Ich war damals quasi als Schwangerschaftsvertretung in meiner Lehrpraxis. Mit unserem Chef waren wir zu acht – also ein Arzt, 4 MFA und 3 Azubis. Nach der Ausbildung habe ich in die Praxis gewechselt, in der ich auch heute noch tätig bin.
Anja Wagner: Ich bin nicht mehr in der ersten Praxis tätig, aber mein ehemaliger Chef ist der Kinderarzt meiner Kinder.
Wie hat sich ihre Arbeit in den letzten 20 oder 30 Jahren verändert? Zum Guten, zum weniger Guten? Was vermissen Sie? Über welche Veränderungen haben Sie sich gefreut?
Alina Feig: Es hat sich viel verändert. Zum einen hat man die Erleichterung (meistens ist sie das zumindest) im Praxisalltag durch den PC. Bei Ausfall der EDV kann das umgekehrt aber auch schon mal ganz schön chaotisch werden. Zeit spielt eine große Rolle. Mittlerweile haben wir durch die ganze Bürokratie, die ja auch uns MFA betrifft, viel weniger Zeit für das Zwischenmenschliche, zum Beispiel den Plausch mit Patienten zwischendurch. Das finde ich schade.
Anja Wagner: Das kann ich bestätigen. Durch die Arbeit am PC gibt es zum Beispiel keine Papierkrankenscheine mehr von der Krankenkasse. Die Abrechnung läuft heute online, damals mussten wir die Krankenscheine sortieren, zählen und dann zur KV fahren. Was anstrengend ist, sind die vielen EBM-Änderungen und Abrechnungsziffern. Was ich vermisse, ist insbesondere die Wertschätzung unseres Berufs. Unsere Arbeit wird nicht richtig gewürdigt. Das merkt man insbesondere jetzt in der Corona-Pandemie.
Anja Schmidt und Kerstin Barbian: Das Arbeitspensum hat sich verschlechtert. Man hat manchmal das Gefühl, dass nur noch die Quantität zählt. Es stimmt, was Alina Feig sagt: Für den Einzelnen fehlt die Zeit.
Welche Art von Patienten mögen Sie am liebsten? Die lustigen, die traurigen, die schwer erkrankten, die Kämpfer?
Kerstin Barbian: Anja und mir ist die Dankbarkeit der Patienten wichtig. Das ist ein schönes Gefühl. Am liebsten sind uns die ehrlichen Patienten – und natürlich die Lustigen.
Anja Wagner: Ich mag alle Patienten, die Lustigen, die Traurigen, aber auch die schwer Erkrankten und die Kämpfer. Jeder Mensch geht anders mit seiner Krankheit um. Deshalb muss man sich ja auch im Umgang mit den Patienten immer wieder auf neue Situationen einstellen. Aber egal, ob schwierig oder einfach: Wir behandeln alle Patienten immer höflich und mit Respekt.
Wie oft haben Sie Ihre Berufswahl schon bereut? Falls ja, warum oder bei welchen Gelegenheiten.
Kerstin Barbian, Anja Schmidt, Alina Feig: Bereut haben wir unsere Berufswahl noch nie.
Anja Wagner: Nein, ich auch nicht. Höchstens wegen der BezahlungJ.
Welche konkreten Tipps würden Sie jungen KollegInnen geben, die eine Ausbildung zur MFA absolvieren möchten?
Anja Wagner: Ich würde ihnen raten, offen auf die Patienten zuzugehen.
Alina Feig: Und viel Geduld aufzubringen (das lernt man mit der Zeit). Außerdem darf man sich nicht entmutigen lassen. Auf jeden Fall muss man gerne mit Menschen zu tun haben und sich nicht immer alles gleich zu Herzen nehmen dürfen.
Anja Schmidt: Manchmal sollte man die Uhr vergessen. Und Menschen mögen, wie Alina Feig schon sagt.
Welche Wünsche würden Sie gerne an die KV richten? Was könnte Ihnen die Arbeit erleichtern?
Alina Feig: Eine Informationsplattform für MFA wäre toll.
Wenn Sie einem jungen Menschen mit wenigen Worten erklären dürften, was sie an Ihrem Beruf so lieben, was würden Sie sagen?
Anja Schmidt: Im Prinzip alles, was wir oben schon gesagt haben: Am meisten liebe ich den Umgang mit unterschiedlichen Menschen.
Kerstin Barbian: Sowie die Abwechslung und die Vielfältigkeit.
Anja Wagner: Ich liebe alles an meinem Beruf. In guten und in schlechten Zeiten sind wir für die Patienten da.
Alina Feig: Es ist toll, helfen zu können und gleichzeitig viel zu lernen. Der Blick eines dankbaren Patienten ist einfach unbezahlbar.
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